Als ich gestern meinen Text „Zweifach-Mama: Vom Loslassen, Verlustängsten und dem Vermissen“ veröffentlichte, folgten bei Facebook Reaktionen wie „Deswegen wird meine Maus wohl Einzelkind bleiben„, „Traurig-schöner Text“ und „Puh, liest sich heftig :/“
Daraufhin las ich meinen Artikel noch einmal durch (denn ich finde unsere Situation weder traurig noch heftig) und der Grosche fiel. Ich zeigte euch ja nur einen kurzen Ausschnitt unseres Alltags, in dem ein paar entscheidende positive Einblicke fehlten. Das will ich schnell nachholen, damit ich nicht Schuld an einer Einzelkind-Schwemme bin.
Warum ich gerne Mutter von zwei Kindern bin
Ich fange mal ganz platt an.
Zweifach-Mama zu sein, bedeutet für mich doppeltes Glück: Ich durfte erleben wie zwei kleine Wunder – zwei gesunde Menschlein – in mir entstanden und wuchsen.
Daraus entwickelte sich eine doppelten Chance, denn dieses Mal läuft alles viel entspannter, angenehmer und ohne schlechtes Gewissen, da alle „Forschungsarbeit“ (Verwöhne ich mein Kind oder nicht?) beim Mädchen getan wurde. Es ist somit „fast“ halb so viel emotionale Arbeit.
Und natürlich verdoppelten sich meine Muttergefühle. Ich war erstaunt, dass ich mich von der ersten Sekunde an in den Knaben verliebte – hegte ich doch Zweifel, ob ich ein weiteres Kind genau so lieben könnte wie unser Mädchen. Ich genieße es, zwei warme, sich anschmiegende Körper in meinen Armen zu halten – wie sie mich zum Lachen bringen, wenn sie sich laut kichernd um unser Pappspielhaus jagen oder gemeinsam Unfug treiben. Unbezahlbar sind auch die Augenblicke, in denen das Mädchen ihren „Brudi“ wie sie ihn liebevoll nennt, zärtlich küsst oder ihn vor anderen Kindern beschützt. Genau wie die Nächte, in denen sie nachts im Bett Händchen haltend schlafen und sich aneinander kuscheln.
Aber auch mein Selbstbewusstsein verdoppelte sich. Ihr habt keine Ahnung wie gut ich mich fühle, wenn ich mit meinen beiden Nestlingen alleine einen harmonischen Nachmittag verbringe. Die Ausflüge, die mittlerweile an der Tagesordnung stehen (Spielplatz, Zoo, usw.), schienen mir noch vor einigen Monaten unmöglich. Auch ich wachse scheinbar an meinen Aufgaben und bin sehr glücklich darüber.
Und für die doppelte Verliebtheit mopse ich einfach mal die Worte der lieben Franzi: „Die Momente, in denen der Papa beide Kinder auf dem Schoß hat und du vor Liebe zerfließen könntest (da kommen dann die Hormone um die Ecke und machen ´ne Fanfare…).“
Und noch viel mehr Gründe…
Machen wir uns nichts vor, das Leben mit zwei Kindern ist doppelt so chaotisch, anstrengend und aufregend. Es liegt doppelt so viel Essen unterm Küchentisch, doppelt so viel Sand auf dem frisch gesaugten Wohnzimmerteppich und es ist mindestens doppelt so laut in der Bude. Es bedarf doppelt starker Nerven und doppelt so viel Kaffee, um den Alltag mit zwei Kindern zu wuppen…
…und dennoch ist es für mich genau richtig so wie es ist. Zum einen, weil ich mir aus tiefstem Herzen ein zweites Kind gewünscht habe. Zum anderen, weil der Bub ein perfektes Einsteigermodell ist und mit seinem freundlichen, entspannten und verschmitzten Wesen alle Herzen im Sturm erobert. Und zu guter Letzt, weil wir das Leben zu viert mit all seinen Höhen und Tiefen so meistern, dass es sich für uns zunehmend besser anfühlt. Von Tag zu Tag besser wie ich finde.
Schlussgedanken
Wer das Thema Kinderkriegen theoretisch und ganz rational betrachtet, findet sicherlich viele Gründe, die gegen Kinder sprechen – egal ob nur eins oder mehrere. Eine aktuelle Studie zeigt sogar, dass Kinder unglücklich machen, zumindest fühlen sich viele Eltern „im ersten Jahr ihrer Elternschaft weniger glücklich, als während der zwei Jahre davor.“
Und auch bei uns stellten beide Nestlinge unsere Partnerschaft und unser Leben gehörig auf den Prüfstand. Wir durchlebten jeweils unmittelbar nach den Geburten einige heftige Krisen und Zeiten der Unzufriedenheit, was ich glaube völlig normal ist, weil so ein kleines, hilfloses Menschlein das bestehende Familiengefüge gewaltig auf den Kopf stellt.
Doch Tiefpunkte gab es bei mir auch zur Genüge, bevor ich Mutter wurde (siehe „Ich mache Schluss„). Wer (ob kinderlos oder kinderreich) kann schon von sich behaupten rundum glücklich zu sein – zu jeder Zeit und in allen Lebenslagen?
Mein persönliches Glücksempfinden schwankt. Es schwankte früher und auch heute. Mal wünsche ich mir eine einsame Insel, auf die ich mich begeben kann, beispielsweise um mal richtig auszuschlafen oder einfach nur abzuhängen und mich auf die in der Sonne glitzernden Sandkörner zu konzentrieren. Dann wieder platze ich vor Glück, weil ich umzingelt von meinen sich dicht an mich drängenden Kindern spüre, wie wichtig ich für sie bin und wie sehr sie mich lieben.
Diese bedingungslose Liebe lässt sich weder angemessen in Worte fassen noch messen noch vergleichen. Schon gar nicht mit materiellen Dingen. Aber vielleicht hilft es ja schon die Kinder gelegentlich als das zu betrachten was sie sind – ein kostbares Geschenk. Und sich daran zu erinnern, dass auch wir einst energiegeladene, schlafraubende und dauerquasselnde Quälgeister waren oder eben kostbare Geschenke, die unsere Eltern dankbar annahmen…
In mir brannte der Wunsch nach einem zweiten Nestling, obwohl ich genau wusste, dass zumindest die Anfangszeit für uns alle schwer wird. Das war sie und das möchte ich auch nicht beschönigen. Aber so viel Kraft der Alltag mit zwei Kindern manchmal auch von mir abverlangt, so gerne bin ich Zweifach-Mama. Ich bereute meine Entscheidung keine Sekunde und ich kann mir mein Leben ohne meine Kinder nicht mehr vorstellen – von der kleinen Auszeit auf der Insel mal abgesehen 😉
Eure Kathrin