Wenn unser Mädchen kränkelt, schlecht schläft, total hibbelig, gereizt – nahezu unausstehlich – ist, stehe ich jedes Mal erneut vor der Frage „Zahnt sie, oder zahnt sie nicht?“ Bereitet das Zahnen einem Kind keinerlei Probleme, ist diese Frage zugegebenermaßen unwichtig. Hat man es mit einem leidenden Sprössling zu tun, ist die richtige Antwort Gold wert. Denn nur wenn ich sicher weiß, ob mein Kind Schmerzen hat und in welchem Ausmaß, kann ich gezielt beruhigende oder schmerzlindernde Mittel verabreichen.
Inhalt
Au Backe, unser Mädchen zahnt!
Einigen Kindern scheint das Zahnen überhaupt nichts auszumachen, unsere Tochter dagegen leidet ernsthaft darunter. Ihr erster Zahn meldete sich mit Pauken und Trompeten – sein Durchbruch wurde von einer langwierigen Erkältung mit Husten, Schnupfen und hohem Fieber begleitet. Anfangs weinte sie viel und ließ sich kaum beruhigen. Je mehr Zähne sie bekam, desto besser wurde sie mit ihnen fertig. Mittlerweile wälzt sie sich nur noch unruhig im Bett hin und her – dafür stundenlang in vielen Nächten.
Zahnen in Schüben
Oft dauert es Wochen, sogar Monate bis sich endlich ein Zahn zeigt. Bei den Backenzähnen unseres Mädchens konnten wir deutlich sehen, dass vom Durchbruch der ersten bis zur vierten Spitze fast drei Monate vergingen. Ihr ging es in dieser Zeit mal besser mal schlechter. An einigen Tagen schien alles normal, dafür hatte sie an anderen richtige „Durchhänger“ mit ganz übler Laune und extrem unruhigen Nächten.
Schmerz oder kein Schmerz?
In solchen Phasen habe ich keine Ahnung, ob es tatsächlich der Zahn ist, der für Schlaflosigkeit sorgt oder ob es andere Gründe gibt (aufregender Tagesablauf, Wachstumsschub, nervöse Eltern…). Da unser Mädchen nur noch äußerst selten weint, kann ich außerdem nicht gut einschätzen, ob sie überhaupt Schmerzen hat. Verspürt sie vielleicht doch nur ein Druckgefühl, das für innere Unruhe sorgt? Oder hat sie (große) Schmerzen und leidet einfach nur still?
Was auch immer in ihr vorgeht, ich würde gerne ihre Anspannung lösen und ihr zu mehr Schlaf verhelfen. Wenn nötig auch mit Medikamenten. Doch was und in welcher Dosis soll ich ihr geben, wenn ich die „Krankheit“ nicht genau kenne?
Chemiekeulen
Die „harte Dröhnung“ (Nurofen Tropfen, Ibuprofenzäpfchen oder ähnliches) habe ich bislang noch nicht verabreicht, da ich zu großen Respekt vor chemischen „Drogen“ und ihren Nebenwirkungen habe. Nur im absoluten Notfall, d.h., wenn unser Mädchen vor Schmerzen weint und sich überhaupt nicht mehr beruhigen lässt, ziehe ich solche Medikamente (unter ärztlicher Beratung) in Erwägung.
Von Zahnungsgels wie Dentinox lasse ich ebenfalls die Finger. Sie enthalten Alkohol und Lidocainhydrochlorid. Letzteres hat „eine leicht betäubende Wirkung und wird sogar als Lokalanästhetikum eingestuft ist, was auf den ersten Blick für einen Säugling wohl eher bedenklich wirken mag“ (siehe auch Dentinox N Gel Zahnungshilfe). Da meist mehrere Zähne auf einmal durchbrechen, finde ich es obendrein schwierig den Übeltäter zu lokalisieren.
Zahnen & Homöopathie
Aufgrund einer sehr einschneidenden Erfahrung, halte ich mich auch bei der Einnahme von homöopathischen Mitteln zurück, obwohl sie voll im Trend liegen. „Therapeuten, Patienten und Apotheker teilen [offenbar] die Illusion, dass homöopathische Mittel helfen können, oder auch nicht, aber man sagt ihnen nach, dass sie keineswegs schaden“ (siehe auch „Können homöopathische Mittel wirklich nie schaden?“). Deshalb sind sie in Apotheken und Drogerien ohne Rezept erhältlich und können unkontrolliert in rauen Mengen und wilden Mischungen konsumiert werden. Doch so unbedenklich ist das nicht.
„ Homöopathie bedeutet „ähnliches Leiden“ (homoion = ähnlich, Pathos = Leiden), was meint, dass in der Homöopathie eine Krankheit mit einem Arzneimittel behandelt wird, das am Gesunden Menschen „ähnliche Leiden“ hervorruft“ (siehe auch „Krankheit aus homöopathischer Sicht?“) Letzteres habe ich erlebt:
Im vergangen Jahr sollte ich – nach Absprache mit einer Homöopathin – Calcium C30 gegen den lang anhaltenden und hartnäckigen Schnupfen unserer Tochter einnehmen. Da ich sie ja stillte, bekam sie so über die Muttermilch eine sehr sanfte Medikation. Das Mittel wirkte bei ihr kaum, bei mir dafür umso mehr. Ich hatte plötzlich viele Symptome, bei denen ein kranker Mensch mit Calcium C30 behandelt wird – ich durchlief eine sog. Arzneimittelprüfung vom allerfeinsten. Geplagt mit dem übelsten Husten und meiner allerersten (und absolut fiesen) Heuschnupfenattacke stellte ich fest, dass diese sehr harmlos aussehenden Zuckerkügelchen (auch Globuli genannt) richtig krank machen können. Der Spuk liess übrigens sofort nach, als ich das Calcium absetzte.
Dieses Erlebnis hat mich nachhaltig geprägt und sehr misstrauisch gemacht, was die willkürliche Verabreichung von homöopathischen Mitteln bei Kindern anbelangt. Wenn ich so heftig auf ein für mich unpassendes Mittel reagiere, kann das unserem Mädchen genauso gut passieren. Ich als Laie habe keinen blassen Schimmer welches Mittel in welcher Dosierung das richtige ist (siehe auch: „So erleichtern sie ihrem Kind das Zahnen„). Da kann es doch nicht richtig sein, blind aus einem breiten Sortiment zu wählen und meiner Tochter „nach Gefühl“ regelmäßig ein paar Kügelchen zu geben.
Fakt ist: Homöopathische Mittel bewirken etwas im Körper – auch wenn wir das nicht direkt spüren. „Zu häufig eingenommene homöopathische Arzneien können Symptome verursachen und damit Schaden anrichten“ (siehe auch „Können homöopathische Arzneien schaden?„). Sie sind also genau wie die „Chemiekeulen“ mit Vorsicht zu genießen.
Zahnen & natürliche Schmerzlinderung
Geht es unserem Mädchen schlecht, will ich ihr natürlich helfen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich probiere immer zuerst unschädliche Methoden, bevor ich ihren kleinen Körper mit Medikamenten belaste:
Stillen und direkter Hautkontakt ist nicht nur unser Heilmittel Nr. 1 – die schmerzlindernde Wirkung konnte während der medizinischen Behandlung von Kleinkindern nachgewiesen werden (siehe auch „Schmerzen beim Zahnen natürlich lindern“). Nähe hilft und ist wichtig. Wie wichtig, merkt jeder selbst, wenn er krank ist.
Heilmittel Nr. 2 lautet bei uns tragen. Bei den ersten Zähnen reichte unserem Mädchen das Dauerstillen nicht aus. Sie hatte hohes Fieber und wollte nur im Tragetuch schlafen, also habe ich sie nächtelang durch die Wohnung getragen. Mittlerweile bleibt sie meist lieber im Bett. Nur wenn es ganz schlimm ist, will sie noch auf den Arm.
Tipps für mehr natürliche Mittel wie Kauhilfen, Eis, Nelken oder die Bachblüten-Therapie findest du hier.
Ausnahmezustand Eckzähne?
An dieser Stelle noch ein kleiner Erfahrungsbericht.
Unser Mädchen war letzte Woche unfassbar hibbelig und schlecht gelaunt. Beim Einschlafen konnte ich sie kaum bändigen. Entweder lag es an den Eckzähnen (das Zahnfleisch an diesen Stellen ist geschwollen) oder an meiner eigenen, extremen Unruhe, die sich auf sie übertragen hat.
Der neue Besucherrekord hat mich positiv aufgewühlt, vom Schlafen abgehalten und mich dahingehend unter Druck gesetzt, dass ich ganz schnell, ganz viele tolle Artikel schreiben wollte (siehe auch „Danke!„). Ich geriet unter Stress, unser Mädchen vielleicht auch und wer weiß, vielleicht schaukelten wir uns so gegenseitig hoch.
Mittwochnacht dann der erste Albtraum: nach einer sehr schlaflosen Woche war unser Mädchen fast drei Stunden wach. Ich eilte am nächsten Tag in die Apotheke, besorgte Viburcol (homöopathische Zahnungszäpfchen) und gab ihr zum Mittagsschlaf ein Zäpfchen. Sie schlief zwei Stunden lang wie Dornröschen – es hatte scheinbar geholfen. Als sie Donnerstagnacht wieder eine Stunde wach war, habe ich ihr erneut ein Zäpfchen gegeben. Die erhoffte Wirkung blieb jedoch aus und unser Mädchen war zwei weitere Stunden wach.
Gegen Ende der Woche besann ich mich wieder auf das Wesentliche – auf unser Mädchen. Der Blog und die Artikel rückten in den Hintergrund, der Druck ließ nach, mein Puls sank, ich kam zur Ruhe und schlief endlich wieder gut ein. Freitagnacht folgte die Überraschung: Unser Mädchen schlief friedlich ein und durch. Durchschlafen heisst bei uns übrigens, dass sie sich kurz zum Stillen meldet, aber danach sofort weiter schläft.
Dann folgte plötzlich der nächste Albtraum: Unser Mädchen war vorgestern fast die ganze Nacht wach! Sie schlummerte immer wieder an meiner Brust ein, zuckte zusammen, wachte wieder auf, usw. usw…. Wollte ich weg, protestierte sie laut. Nach vier durchwachten Stunden gab ich ihr ein Viburcol Zäpfchen. Sie weinte heftig, als ich es ihr verabreichte, aber eine positive Wirkung zeigte es nicht. Sie blieb die ganze Nacht hibbelig – ich dagegen nickte immer wieder ein. Gestern Nacht kamen wir ohne Beruhigungsmittel aus – meine Nähe & die Brust konnten sie zwar nicht zum Schlafen bewegen, aber es schien sie zu beruhigen, wovon auch immer…
Warum ich das erzähle?
Um noch einmal zu betonen, wie schwer es mir fällt die Ursachen für ihre Unruhen herauszufinden, weil sich das Zahnen mit anderen bewegenden (und schlafraubenden) Ereignissen überschneiden kann. Ob sie Schmerzen hat und in welchem Ausmaß, werde ich wohl erst erfahren, wenn sie mit mir darüber sprechen kann. Bis dahin tappe ich im Dunkeln, ob sie ein Mittel benötigt bzw. ob ein Mittel tatsächlich angeschlagen hat oder sie sich auch so wieder beruhigt hätte.
Mein Fazit
Was die Verabreichung von Medikamenten anbelangt bin ich hin und her gerissen. Einerseits will ich unserem Mädchen (und natürlich auch mir) Erleichterung verschaffen, indem ich ihr Leiden lindere bzw. ihr in den Schlaf helfe. Andererseits möchte ich ihr ein Übermaß an Schmerz- oder Beruhigungsmitteln ersparen, da selbst die wenigen, die ich ihr bisher gegeben habe oft nicht die erhoffte, beruhigende Wirkung zeigten.
Wird sie richtig unausstehlich, prüfe ich zunächst meine emotionale Situation und versuche mich runter zu fahren. Das hat sie interessanterweise bereits einige Male beruhigt.
Solange unser Mädchen „nur“ unruhig ist, stille oder trage ich sie. Das ist zwar furchtbar anstrengend für uns beide, aber meist ausreichend.
Homöopathische Mittel verabreiche ich ihr gelegentlich, doch wirklich überzeugt hat mich ihre Wirkung bislang nicht.
Der Durchbruch der Eckzähne scheint auch bei unserem Mädchen am schmerzhaftesten zu sein. Ich bin gespannt und etwas nervös, was da noch auf uns zu kommt. Sollten wir in die Situation geraten, dass sie unerträgliche Schmerzen erleidet bzw. überhaupt nicht mehr schlafen kann, hoffe ich auf einen kompetenten Rat unserer Kinderärztin.
Meine Fragen an dich:
Wie verlief das Zahnen bei deinem Kind/ deinen Kindern? Hast du gute Erfahrung mit Schmerzmitteln gesammelt oder hast Du keine gegeben? Konntest du immer gut einschätzen, ob dein Kind Medikamente benötigt oder hast du manchmal nach Gefühl entschieden?