Einschlafen wollte unser Mädchen noch nie gern, außer im Tragetuch oder an meiner Brust. Obwohl sich Beides richtig für mich anfühlte, ließ ich mich irritieren von Menschen mit offenbar hellseherischen Fähigkeiten. Die Prophezeiung für sie lautete: verhätschelte Göre, die nie ohne Mama klar kommen wird. Das Tragetuch sei nicht gut für ihre Wirbelsäule hieß es und sie müsse lernen, sich alleine zu beruhigen. Das ist im Familienbett natürlich nicht möglich, so die Fachmeinung.
Statt von Anfang an Vertrauen in mich und mein Gefühl zu haben, zweifelte ich oft und orientierte mich an den „Experten“. Menschen, die jahrelang mit Säuglingen arbeiteten, mussten doch mehr und es besser wissen, als eine frischgebackene Mama, dachte ich. Schließlich wollte ich unserem Mädchen weder schaden, noch sie zu sehr an mich binden. Doch eine Frage ließ mich nicht ruhen: können sich zu viel Nähe und Liebe tatsächlich nachteilig auswirken?
Schnuller
Von autoritären Weisungen beeinflusst, probierte ich also manch andere Methode aus. Ein künstlicher Beruhigungssauger wurde unserem Mädchen direkt im Krankenhaus in den Mund gestopft. Anders kann ich es nicht sagen, denn sie zeigte eindeutig ihre Abneigung. Die Schwestern versicherten mir im Brustton der Überzeugung, dass es ohne nicht ginge. Sie verabscheute den Schnuller, nahm in ab und zu widerwillig (vielleicht mir zuliebe) an, bis sie ihn schließlich komplett verweigerte.
Das „Kügelchen“
Zeitgleich bekam ich von unserer Physiotherapeutin die „Kügelchenstellung“ gezeigt, mit deren Hilfe ich sie bändigen sollte. Denn Einschlafen, einfach so im Liegen wollte unser Mädchen nie. Die Technik sieht vor das Baby ganz fest in beiden Armen zu halten und in eine runde Körperhaltung zu zwängen. Somit wird eine Überstreckung verhindert – die bevorzugte Reaktion unseres Mädchens in Stresssituationen. Das Kügelchen jedoch verursachte oft zusätzlichen Stress: sie wehrte sich mit jedem Muskel ihres winzigen Körpers und brüllte dabei aus Leibeskräften. Es war einfach furchtbar wie sie sich auf diese Art in den Schlaf gekämpft hat. Anstatt auf meine innere Stimme zu hören und sie ins Tuch zu packen oder an die Brust zu nehmen, wo sie sich so wohl fühlte, hielt ich durch aus Angst das abendliche Tragen oder Stillen könne eine schlechte Angewohnheit werden.
Schlafen lernen – ein Reifeprozess!
Weder Schnuller, Kügelchen noch andere Hilfsmittel haben unserem Mädchen bislang geholfen, alleine ein- bzw. durchzuschlafen. Dafür begriff ich, dass Schlafen ein Reifeprozess ist, der genau wie das Laufen, Essen oder Sprechen, Zeit und Geduld bedarf. Erst diese Erkenntnis und das Wissen, dass es völlig normal ist, wenn Babys nicht nach wenigen Wochen durchschlafen, halfen mir, mich zu entspannen.
Bücher, z.B. von González, Sears oder Lüpold, bestärkten mich in meinem Handeln und meine ursprünglichen Gedanken: es ist völlig in Ordnung, unser Mädchen im Tuch zu tragen, sie in den Schlaf zu stillen bzw. ein Bett mit ihr zu teilen. Diese Literatur bestätigte nicht nur meine intuitive Entscheidung, sondern ermutigte auch Fakten und Ratschläge von sogenannten Experten zu hinterfragen, sobald das Bauchgefühl Alarm schlägt.