Hinter uns liegt eine krasse Woche. Vielleicht sogar die anstrengendste meines Lebens. Thomas und ich, wir haben fast jede Nacht bis 2 Uhr geräumt und gewerkelt. Und erst seit heute Nachmittag 17 Uhr können wir endlich behaupten, dass wir den Hausauflösungsmarathon erfolgreich hinter uns gebracht haben.
Vor einer Woche war noch das gesamte Haus voller Kram. Im Keller hatte ich beispielsweise alles gesammelt, was zu schade zum Wegwerfen war, aber wofür sich keine online Verkaufsanzeige gelohnt hätte.
Nun befinden sich in unserer Wohnung nur noch zwei Matratzen (die der Nachmieter für uns entsorgt) und unsere vier Koffer plus Handgepäck. Wir haben echt geschafft das ganze Haus leer zu räumen und alle Punkte auf unseren To-Do-Listen abzuarbeiten. Keine Ahnung wie, aber wir haben es gepackt!
In den letzten Tagen wurde es hier richtig ungemütlich. Und mit jedem Stück, das wich, wurde das Auswandern realer. An Christi Himmelfahrt verschwand die Küche bis auf den Geschirrspüler und den Kühlschrank. Das Essen habe ich dann einfach auf dem Boden zubereitet…
Die Kinder verhielten sich nach wie vor Knaller-mäßig. Etwas kuscheliger als sonst, aber nur selten etwas muffiger. Lediglich ihr Schlafrhythmus (vor allem beim Bub) ist gehörig durcheinander. Wahrscheinlich spielen die Hitze und die Aufregung eine große Rolle. Aber mir ist es sehr Recht, dass die Racker erst spät ins Bett gehen, dann wird der Jetlag vielleicht nicht so heftig.
Eine freundliche Leihgabe einer lieben Freundin: Ein Campingkocher, mit dem ich zumindest noch Nudeln und Eier kochen konnte.
Das Wetter war ja mega. Ich liebe es heiß und sonnig und genoss dementsprechend den überraschenden Frühsommer. Wir verbrachten die Nachmittage mit lieben Freunden an der frischen Luft, so dass uns die immer leerer werdende Wohnung kaum etwas ausmachte. Kaum vorzustellen wie frustrierend das Ganze bei Dauerregen gewesen wäre…
Unser letzter Ausflug zu unserer Lieblingsstelle am Rhein. Ein herrlich entspannter Nachmittag für die Kids und ein schöner Gegenpol zu den hektischen „Ausräumaktionen“ zu Hause.
Samstag wurde die Couch geholt. Das war voll doof. Zum Glück hatten wir noch eine Matratze übrig, die uns dann als Kuschelwiese diente.
Samstagnachmittag war ich mit den Nestlingen schwimmen. Und dankbar für die warmen, trockenen Tage, die unsere Stimmung ungemein erhellten.
Irgendwann stand dann plötzlich das erste Paket vor der Tür, das wir ins Büro nach New York geschickt hatten. 100 Euro Lehrgeld, weil Thomas nicht daran gedacht hatte, dass Batterien und Akkus Gefahrengut sind und dementsprechend nicht verschickt werden dürfen. War aber ein guter Testlauf, weil wir bei den nächsten Paketen entsprechend akribischer auf den Inhalt achteten und die Pakete vor allem besser und stabiler schnürten. Die Paketmänner gehen ja nicht gerade glimpflich mit denen um.
Das ist der Blick in unseren Wintergarten, am Samstagabend als Thomas und ich versuchten unsere Sachen, die wir mitnehmen wollten, in 20 Kg Haufen zu sortieren. Um herauszufinden wie viele Pakete es werden (am Ende 9 statt 2-4) und welche Kartongröße wir benötigen. Das war auch der Abend, an dem unser Energielevel zu sinken begann und wir uns fast in die Wolle bekommen haben, weil wir eh schon total müde waren und nicht wussten wie wir die Aufgabe angehen sollten.
Während wir uns anpflaumten hin und her überlegten und schließlich Schritt für Schritt Lösungen fanden, spielten die Nestlinge weiterhin entspannt mit dem, was sie in dem Chaos finden konnten.
Statt Sonntagabend wie geplant die Kisten für den Versand zu packen, kümmerte ich mich um die wirklich wichtigen Dinge: Das Reisespielzeug für die Nestlinge! Auf dem Bild seht ihr zwei winzige Dosen (9,6 x6,4 x2,1 cm) mit Kopfkissen, Laken und Bettdecke, die mir eine liebe Freundin genäht hat ? Und ich hab dann noch mal 2,5 Stunden gebraucht, um die Filzpüppchen zu basteln. Bekloppt, oder?
Sonntagabend haben wir auch all unsere Regale, alten Möbel und elektronische Geräte als Sperrmüll auf die Straße gestellt. Montagmorgen war das Mädchen dann zum ersten Mal richtig traurig, weil das Sperrmüllauto all ihre Sachen (Matratze & Co) „kaputt gemacht“ hat. Das tat mir unendlich leid.
Montagnachmittag stieg dann ihre Abschiedsüberraschungsparty im Mallewupp in Krefeld. Ich hatte den Tisch mit lieber Hilfe geschmückt und dekoriert. Alle Kinder waren schon da, dann kam das nichts ahnende Mädchen zum Tor herein. Als wir alle „Überraschung“ riefen, fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf. Ein Moment, der meine Tränendrüse stark aktivierte.
Der Nachmittag war echt perfekt. Die heißen 34 Grad störten die Kinder nicht, ganz im Gegenteil. Sie hatten den Spaß ihres Lebens, weil sie sich allesamt nackt mit einem Gartenschlauch bespritzen durften. Nach so einem fröhlichen Beisammensein im Kreise unserer liebsten Freunde fiel der Abschied entsprechend doppelt und dreifach schwer. Am dem Tag kullerten bei mir so viele Tränchen wie nie.
Heute Vormittag feierten wir noch ein Abschiedsfest in ihrem Waldorfkindergarten. Der Bub und ich, wir durften dabei sein und mit dem Mädchen und den anderen Kindern spielen. Tränenalarm löste dann diese Puppenbühne aus, die das Mädchen selbst gebastelt hatte. Das war das wunderschönste Regenbogeneinhorn, was ich je gesehen habe.
Obwohl beide Spaß mit den anderen Kindern hatten, rückten der Bub und das Mädchen heute wieder auffallend eng zusammen. Sie wissen ja, dass es morgen los geht und das scheint sie wieder zusammenzuschweißen.
Den heutigen Nachmittag verbrachten die beiden bei ihrer Oma, während Thomas, sein Vater und ich versuchten die Bude bis auf den letzten Krümel auszuräumen. Hat geklappt wie ihr seht.
Als ich dann vorhin noch mit dem Rad die letzten Besorgungen in der Stadt erledigte, versuchte ich mir vorzustellen, dass ich das ab morgen nicht mehr kann. Diese Vorstellung ist voll schräg und absolut nicht begreiflich für mich. Morgen früh gegen 11 Uhr geht unser Flieger. Und unser Abendessen verbringen wir dann mit Superwoman. Sie hat uns eingeladen und besteht darauf. Und ich bekomme es nicht in meinen Kopf, dass wir morgen tatsächlich von hier verschwinden.
Obwohl es Momente gibt, in denen ich tieftraurig bin (die Abschiedsfeier am Montag war ganz übel), empfinde ich meine Gefühle eher als gedämpft oder in Watte gepackt (schwer zu beschreiben). Meine Hülle funktioniert und mein Inneres ist irgendwie taub. Ich frage mich, ob es da auch eine Art körperlichen Schutzmechanismus gibt wie bei schweren körperlichen Verletzungen. Also eine Art Schockzustand, der das Gehirn davor schützt in solchen unabschätzbaren und überwältigenden Situationen durchzudrehen.
Wie auch immer. Obwohl es Momente gibt, in denen ich tieftraurig bin, fühle ich mich bereit für das Abenteuer, das uns bevorsteht. Wir haben so unfassbar viel geschafft in den letzten Wochen, dass ich das grandios finde. Es zeigt mir außerdem wieder einmal, was man fast alles erreichen kann, wenn man etwas wirklich will.
Ich finde auch, dass wir das als Paar und Eltern ganz gut hinbekommen haben. Klar waren wir zeitweise ungeduldig, gereizt und mürrisch. Aber in Anbetracht des enormen Stresslevels und Schlafmangels sind wir erstaunlich ruhig miteinander umgegangen. Das lässt auf gute Zeiten hoffen 🙂
So, ich versuche nun noch ein wenig zu schlafen, obwohl ich echt aufgeregt bin. Ich weiß nicht, wann Ihr das nächste Mal von uns hört, weil wir vorerst kein Internet haben werden. Aber ich melde mich bald, das ist sicher 🙂
Falls Ihr noch mehr Bilder von uns sehen wollt, schaut doch einfach bei Instagram vorbei.
In diesem Sinne bis bald
Eure Kathrin